Klimakonferenz Sachsen – Schüler fordern jetzt konkrete Maßnahmen
Inhaltsverzeichnis
- Die Themen der „Klimakonferenz“
- „Kleine Gase – große Wirkung“ auf der „Klimakonferenz“
- 100 Bücher von den Parents und Scientists for Future verschenkt
- Über 70 Fragen, geordnet nach Themen
- Thema Fridays for Future / Jugendliche
- Thema Klimawandel
- Thema Klimawandel und Politik
- Thema Kohleausstieg
- Thema Erneuerbare Energien
- Thema Plastik
- Thema Privathaushalte
- Thema Schule
- Thema Mobilität
- Thema ÖPNV / Rad
- Thema Wirtschaft / Politik
- Thema CO2-Steuer
- Thema Zweifler und Klimaleugner
- Thema Generationskonflikt / Bildung
- Thema Klimakrise allgemein
- Im Kampf gegen die Klimakrise – Wer muss wie viel tun?
- Die Schüler*innen fordern jetzt konkrete Maßnahmen
Am Samstag fand in Leipzig Sachsen die „Klimakonferenz sächsischer Schülerinnen und Schüler“ statt. Laut Medienberichten kam Ministerpräsident Kretschmer selbst auf die Idee mit einer solchen „Klimakonferenz“ auf die Klimastreiks von Fridays for Future zu reagieren.
Um so bedauerlicher, dass ausgerechnet an diesem Wochenende der seit langem geplante internationale Klimastreik in Aachen stattfand und allein schon aus Leipzig 120 Mitglieder der Fridays for Future-Bewegung gar nicht teilnehmen konnten.
Der Termin der Veranstaltung blieb auch nicht der einzige Kritikpunkt. Schon im Vorfeld wurden Fragen laut, warum nicht einmal der Koalitionspartner SPD frühzeitig in die Planung einbezogen wurde, genauso wie es unklar blieb, warum auch keine Vertreter anderer Fraktionen des sächsischen Landtags angefragt wurden.
In der Diskussion vor den Schülern verwies Michael Kretschmer darauf, dass Gerd Lippold von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN anwesend sei und bestätigte damit indirekt die Berechtigung der Frage, inwieweit diese Veranstaltung am Ende nur eine CDU-Wahlkampfveranstaltung sei. Auf Nachfrage bei Gerd Lippold meinte dieser:
Die Staatskanzlei hat am 12.6. alle Fraktionsgeschäftsführer per Mail darauf hingewiesen, dass die Abgeordneten sich zur Klimakonferenz anmelden könnten. Das habe ich dann offiziell getan, während ich zuvor plante, mich einfach selbst einzuladen. Um mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen und zu schauen, wie die Staatskanzlei das Thema anpackt. Oder eben auch nicht.
Die Veranstaltung fand am 22.6. statt, die Einladung der weiteren Frationen erfolgte also erst zehn Tage vor der „Klimakonferenz“. Kein Wunder, dass nicht noch mehr Politiker*innen der anderen Fraktionen Zeit fanden.
Die Themen der „Klimakonferenz“
Die angekündigten Themenblöcke zur Konferenz waren:
(1) Beweg dich! Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?
(2) Sonne, klar! Wie gelingt die Energiewende?
(3) Schau hin! Wie geht klimabewusstes Konsumieren?
(4) Denk nach! Wie wird Schule klimafreundlich?
(5) Fang an! Wie ändert sich was?
https://www.sachsen.de/Klimawandeln.html
Was an diesen verständlicherweise sehr jugendlich formulierten Fragen erst auf dem zweiten Blick auffiel, waren solche Fragen, die hier noch fehlten. Wie schaffen wir den Kohleausstieg 2030? Welche Rahmenbedingungen setzt die sächsische Regierung? Wie groß ist der sächsische Anteil am Nicht-Erreichen der vereinbarten Emissions-Reduktionsziele?
Ebenfalls vermissen konnte man Angebote zur Vermittlung von Grundlagenwissen über den Klimawandel. Immerhin wurde genau das mit der Einladung des Landesschülerrates in Aussicht gestellt.
Du willst Veränderung? Du willst Dich über den Klimawandel und seine gesellschaftlichen Auswirkungen informieren?
https://lsr-sachsen.de/2019/05/klimakonferenz-saechsischer-schuelerinnen-und-schueler/
„Kleine Gase – große Wirkung“ auf der „Klimakonferenz“
Grundsätzlich ist eine Plattform, welche den Schüler*innen die Möglichkeit gibt, sich über die Zukunft und den Kampf gegen die Klimakrise untereinander und mit regierenden Politiker*innen auszutauschen, immer zu begrüßen. Aus diesem Grund haben sich die Parents und Scientists aus Dresden und Leipzig zu einer gemeinsamen und vor allem konstruktiven Kritik entschieden.
„Kleine Gase – große Wirkung“ ist ein handliches und sehr schön bebildertes Buch über die Grundlagen des Klimawandels. Es vermittelt genau das, was durch die Veranstalter den Schüler*innen in Aussicht gestellt wurde. Was ist Klima? Was ist der Treibhauseffekt und welche Faktoren beeinflussen ihn? Was sind Ozeanische Zirkulationen, was wissen wir über die Klimageschichte und die globale Erderwärmung und vieles vieles mehr.
100 Bücher von den Parents und Scientists for Future verschenkt
Einhundert dieser Bücher kauften die Parents und Scientists for Future aus Dresden und Leipzig auf eigene Rechnung ein, um diese auf der „Klimakonferenz“ in Leipzig an die Schüler*innen zu verschenken. Komplett ohne Gegenleistung ging das aber nicht, gebeten wurde um ein kleines Gegengeschenk. „Schenk uns deine Frage mit der Du heute hier auf die Konferenz gekommen bist oder eine der Fragen, die Deiner Meinung nach unbedingt gestellt und beantwortet werden muss, um im Kampf gegen die Klimakrise endlich ein Stück voran zu kommen.“
Über 70 Fragen, geordnet nach Themen
Am Ende waren es über 70 Fragen, die die Teilnehmer*innen einreichten.
Es soll auch nicht nur bei den Fragen bleiben, denn wie auf der Konferenz bereits angekündigt, werden wir, die Redaktion dieses Blogs, bestehend aus Parents und Scientists, versuchen diese Fragen in den nächsten Tagen und Wochen wissenschaftlich fundiert zu beantworten. Was wir jetzt bereits dazu sagen können: Leicht wird das nicht, bei manchen Fragen wird es vielleicht auch unmöglich sein. Wir werden sehen.
Thema Fridays for Future / Jugendliche
- Wieso werden viele Jugendliche nicht ernst genommen?!
- Warum reden die Politiker wegen FFF nur darüber, dass wir nicht in die Schule gehen, statt darüber zu reden, was man gegen den Klimawandel tun kann?
- Wieso dürfen Arbeitnehmer für ein höheres Gehalt streiken und wir nicht für unsere Zukunft?
Thema Klimawandel
- Wann kann man den Klimawandel nicht mehr stoppen?
- Steuern wir auf eine Katastrophe zu?
- Ist es realistisch noch möglich, unter 1.5°C zu bleiben (global)?
- Wie kann man das vermeiden, was den Klimawandel auslöst / verschlimmert ?!!!
Thema Klimawandel und Politik
- Warum mussten wir Schüler/innen erst Gesicht zeigen, dass etwas zum Thema Klima passiert?
- Die Probleme bestehen seit Jahrzehnten. Also warum wird das jetzt in Frage gestellt? Wenn nicht jetzt handeln, wann dann?
- Wie oft müssen sich Menschen dafür einsetzten, dass der Klimawandel gestoppt wird?
- Wie kann ich die Politik überzeugen etwas für den Klimawandel zu tun?
- Welche Kosten sind höher? Die sich dem Klima anzupassen oder die den Klimawandel zu stoppen?
- Wir müssen uns entscheiden: Kapitalismus / Wirtschaftswachstum oder Klima- und Umweltschutz. Doch was nützt uns die beste Wirtschaft, wenn derweil die Welt untergeht?
- Wie kann man in Entwicklungsländern einen Wohlstand etablieren, der nachhaltig und klimafreundlich ist, um die Bevölkerung zu minimieren? Wie kann man die Bevölkerung von Industriestaaten dazu bringen, dafür zu zahlen? Wenn sie selbst keine Mittel dazu haben?
Thema Kohleausstieg
- Wie können wir aus den Kohlekraftwerken aussteigen ohne mit den Alternativen größeren Schaden anzurichten?
- Warum dauert der Kohleausstieg so lange? Und was bringt er für (soziale) Nachteile?
- Warum Kohleausstieg nicht schon 2030?
Thema Erneuerbare Energien
- Warum wird der Ausbau erneuerbarer Energien nicht stärker gefördert?
- Kann man irgendwann komplett auf fossile Brennstoffe verzichten? Gibt es wirklich Alternativen mit einem genau so hohen Wirkungsgrad?
- Wie effizient sind neue Energieträger wie Solar und Windkraft? Reicht diese Energie und lassen sie sich noch effizienter machen?
- Was gibt es für Alternativen für Kohle- und Atomkraftwerke?
- Wie lange reichen die globalen Vorräte an seltenen Erden zur Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus?
- Wieso gibt es noch so viele Vorurteile gegenüber erneuerbaren Energien?
Thema Plastik
- Kann man Mikroplastik komplett aus Gewässern filtern?
- Wie reduzieren wir „verstecktes Plastik“?
- Wie und warum gelangt Müll in die Meere?
- Wie kann der Abfall (Plastik) von Produkten minimiert werden?
- Gibt es eine bald nutzbare, ähnlich praktische Alternative zu Plastik?
- Kann man auf Plastik verzichten (privat)? Alternativen zum Plastik?
- Können wir aus dem Meer das Mikroplastik noch rausbekommen und was muss dafür getan werden?
Thema Privathaushalte
- Was kann ich selbst machen, um das Klima zu verbessern?
- Wie schafft man es, das Leben im privaten Haushalt klimafreundlicher zu gestalten?
- Wie viel kann ich selbst tun, um den Klimawandel zu verlangsamen?
- Wie kann ich Klimaschutz in den Alltag integrieren?
- Wie können wir ein gutes Gleichgewicht zwischen Politik und „mir selbst“ finden? (Also was und wie viel kann man selbst tun, wie viel muss die Politik tun, und wie kann man sie dazu bringen?)
Thema Schule
- Wie kann ich in meiner Schule auf das Thema Klimawandel aufmerksam machen?
- Wie kann ich und wie können meine Mitschüler die Schule nachhaltig gestalten um das Klima zu schützen?
- Was kann ich an meiner Schule konkret für das Klima tun?
- Kleine Taten große Wirkung? – die Ideen anderer Schüler –
Thema Mobilität
- Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?
- Wieso machen wir nichts gegen die Autoindustrie?
- Wieso beschäftigt sich die Automobilbranche nicht so stark mit nachhaltigen Verkehrsmitteln und Technologien?
- In welcher Hinsicht sollen E-Autos unsere Zukunft verbessern?
- Wie bekommt man den Güterverkehr auf die Schiene?
- Wie bekommt man den Frachtverkehr zurück auf die Schiene?
Thema ÖPNV / Rad
- Wie kann man den Ausbau des ÖPNV auf dem Land mit dem Kampf gegen den Klimawandel vereinbaren und realisieren?
- Wie kann man den ÖPNV besser und bequemer machen?
- Wie kann umweltfreundlicher Radverkehr gefördert werden?
Thema Wirtschaft / Politik
- Wieso greifen wir nicht stärker in die Wirtschaft ein?
- Warum gucken die Politiker nicht hin?
- Wieso sind alle nur auf Geld/Macht aus? Wenn die Welt untergeht, ist das alles nichts mehr wert!
- Warum ist der Erhalt von Wohlstand für die Politiker wichtiger als der Erhalt unserer Erde?
- Wie kann man die Konzerne bewegen / motivieren mehr für die Umwelt zu tun?
- Wieso tun große Firmen so wenig für das Klima?
- Wieso gibt es noch keine Mindestlebensdauer für Technik wie z.B. Smartphones?
Thema CO2-Steuer
- Warum ist Deutschland so sehr gegen die CO2-Steuer?
- Wie viel bringt eine CO2-Steuer wirklich und wie schnell kann man sie umsetzen?
- Was bringt die CO2-Steuer wirklich und wie hilft sie gegen die Klimaveränderung?
Thema Zweifler und Klimaleugner
- Wieso zweifeln so viele Menschen noch am Klimawandel?
- Wieso gehen die Meinungen über den Klimawandel so auseinander?
- Warum leugnen Menschen den Klimawandel?
- Warum gibt es trotz zahlreicher Argumente noch immer Klimawandelleugner?
- Wie kann man Klimagegner überzeugen, umweltbewusst zu handeln?
Thema Generationskonflikt / Bildung
- Wie kann man international das Klimaverständnis erhöhen?
- Woher stammt der Generationskonflikt im Thema Klima und was kann man für mehr Verständnis und Kooperation tun?
- Wie kann man das Denken in den Köpfen der Menschen ändern?
- Wer erreicht wie uninformierte / uninteressierte Bürger?
- Wieso denken alle nur an sich und nicht an alle anderen, die Umwelt und die Tiere?
- Wie bewegt / motiviert man Menschen, ihre Standards für das Wohl kommender Generationen herabzusetzen?
Thema Klimakrise allgemein
- Warum haben wir nicht schon früher etwas gegen den Klimawandel getan?
- Was ist der wichtigste nächste Schritt?
- Wann beginnt die konkrete Umsetzung?
Im Kampf gegen die Klimakrise – Wer muss wie viel tun?
Als Zusatz wurden die Schüler*innen gebeten sich mit einem Klebepunkt in einem Diagramm zu verorten. Gefragt war, wer wie viel tun muss im Kampf gegen die Klimakrise.
Auf der senkrechten Achse ging es um das eigene Handeln und die eigenen Anstrengungen. Die waagerechte zeigte die notwendigen Handlungen der Regierung durch das Setzen der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Entstanden ist daraus ein Stimmungsbild, welches sich wie folgt beschreiben lässt: Die Schülerinnen und Schüler haben längst erkannt, dass es auch an ihnen selbst liegt, durch eigenes Handeln der Klimakrise zu begegnen. Im Verhältnis dazu sehen sie mit einer leichten aber sichtbaren Tendenz den Ball mehr noch im Feld der Politik und der Regierenden.
Auch die von uns gesammelten Fragen lassen kein anderes Ergebnis zu, genau wie auch die auf der Webseite der Veranstaltung dokumentierten Anliegen der Schüler*innen, die aus den 54 Thesenpapieren der Sessions herausgearbeitet wurden.
die Forderung nach einem kostenlosen Öffentlichen Nahverkehr in Sachsen;
ein verstärkter Ausbau von Bahnstrecken;
die Einführung der CO2-Steuer;
der Ausbau von Windkraftanlagen in Sachsen;
die Aufnahme von Klimaschutz in den sächsischen Lehrplan;
oder die Einführung von Mülltrennung auch im öffentlichen Raum und in Behörden.
https://www.sachsen.de/Klimawandeln.html
Die Schüler*innen fordern jetzt konkrete Maßnahmen
Inwieweit es der sächsischen Staatsregierung überhaupt gelingen kann auf die Forderungen der Schüler*innen einzugehen, entscheidet sich ironischerweise vielleicht sogar noch mit dem heutigen Tag, denn heute ist der letzte Tag, an dem die Fraktionen des Landtags noch Anträge ins parlamentarische Geschehen dieser Legislaturperiode einreichen können. Nachtrag: Es sind theoretisch auch noch Sondersitzungen möglich.
Wie die sächsischen Landtagswahlen im Herbst ausgehen, ist bisher vollkommen ungewiss. Zuletzt hatte die CDU immer wieder Wählerstimmen in Sachsen eingebüßt. Der bisherige Kurs der CDU gerade auch die überhaupt nicht weitsichtige Energie- und Strukturpolitik hat das Land überhaupt erst so weit zurück geworfen. In den Schubladen der Ingenieure vergammeln warten die innovativen Ideen, die gegen eine mit Subventionen aufrechterhaltene Primärenergiequelle Kohle keine Chance hat.
Eben jene Ingenieure, von denen Michael Kretschmer sich die innovativen Lösungen erhofft, fordern genau deshalb eine CO2-Steuer, weil das die innovativen Ideen mit einem Schlag konkurrenzfähig machen würde. Die Lösungen liegen also nahe. Würde Kretschmer endlich das machen, was von Fridays for Future gefordert wird, nämlich wirklich und ernsthaft mit den Wissenschaftler*innen und Ingenieuren zu reden, dann gäbe es eine Chance und das vor allem auch in und für Sachsen.